Selina Gschwandner wird Europameisterin im Einzel und mit der Mannschaft.

 

Bei der Europameisterschaft im Luftgewehrschießen in Arnheim (Niederlande) erreichte Selina Gschwandtner als 8. im Vorkampf das Finale. Unter den 71 Teilnehmern setzte sie sich mit 0,2 Ringen Vorsprung gegenüber der Neuntplatzierten durch.

Im Finale, bei dem die acht besten Schützen jeweils 20 Schuss absolvieren, geht es im k.o.-System weiter.

Selina lag ab dem 3. Schuss in Führung und gab diese nicht mehr ab. Beim 14. Schuss wurde es nochmals eng, da führte sie nur noch mit 0,3 Ringen vor der Italienerin Sena Sabien. Beim 15. Schuss schoss Selina eine 10,6, wobei ihre Gegenerin lediglich eine 9,8 traf. Diese Führung gab sie nicht mehr aus der Hand und beendete das Finale mit 206,8 Ringen. Die Zweitplatzierte errreichte 204,3 Ringe.


Selina Gschwandtner, Doppel - Europameisterin 2015

 

Für die Mannschaftswertung zählten die Ergebnisse aus den Vorkämpfen. Selina Gschwantner lag im Vorkampf auf  dem 8.Platz. Ihre Mannschaftskollegin Nina Laura Kreuzer war im Vorkampf zweite und Barbara Engleder errecihte den 9.Platz.

Mit diesen drei Ergebnissen sicherte sich die deutsche Mannschaft auch den Europameistertitel.

 

ANA 12.März 2015

Gschwandtner: "Großartiges Gefühl"

Reischacher Schützin holt bei EM-Debüt zwei Goldmedaillen – Jetzt Olympia 2016 in Rio im Visier

von Oliver Wagenknecht

An ein solches Abschneiden hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht gedacht. Selina Gschwandtner, gerade dem Juniorenbereich entwachsen, hat bei ihren ersten internationalen Titelkämpfen bei den "Großen" auf Anhieb zwei Goldmedaillen abgeräumt: Bei der Europameisterschaft für Druckluftwaffen siegte die Reischacherin im niederländischen Arnheim im Luftgewehr-Einzel über 10m sowie auch mit dem deutschen Damenteam.

Hinterher wusste die 20-Jährige erstmal gar nicht, wohin mit ihren Emotionen: "Ein großartiges Gefühl", brachte Gschwandtner nach Beendigung des Wettkampfs nur heraus. Dass dieser so extrem positiv für sie ausgehen würde, hatte sich anfangs überhaupt nicht angedeutet – ganz im Gegenteil. In der Qualifikation gelang ihr mit 414,4Ringen der Sprung ins Finale der besten acht nur hauchdünn. Um die Winzigkeit von 0,2 Ringen gab sie dabei ihrer Mannschaftskollegin Barbara Engleder (414,2) aus Triftern das Nachsehen.

"Ich hatte Probleme, mit den Lichtverhältnissen zurechtzukommen", erzählte Gschwandtner später. Nach 30 Wertungsschüssen lag sie nur an 23. Stelle und gab ehrlich zu, sich zu dem Zeitpunkt "keine Chancen auf den Finaleinzug mehr ausgerechnet" zu haben. Doch mit sehr guten letzten zehn Schuss riss sie den schon verloren geglaubten Vorkampf noch aus dem Feuer. Und im Finale – wie von einer Last befreit – drehte die Maschinenbau-Studentin dann richtig auf.

Von der ersten Serie an lag Gschwandtner in Führung. Sie schoss auf konstant hohem Niveau, hatte kein einziges Mal eine Neun vor dem Komma stehen. Und das, obwohl sie nach eigenem Empfinden "im Verlauf des Finalwettkampfs nervöser" wurde. Dass die spätere Zweitplatzierte, Sabrina Sena aus Italien, nach dem zwölften Schuss bis auf drei Zehntelringe an Gschwandtner dran war, hatte die Führende glücklicherweise nicht mitbekommen. "Ich wusste nicht, wie gut ich im Rennen liege", schilderte sie später. Erst vor den letzten beiden Schüssen wusste die mehrfache Welt- und Europameisterin der Junioren um einen Vorsprung von 2,3 Ringen. Mit zwei Treffern in die Zehn machte Gschwandtner ihren Triumph schließlich perfekt. 206,8 Ringe wurden für sie notiert, 204,3 für die Italienerin. Sie sei "sehr froh, heute hier gewonnen zu haben", gab die Spitzenschützin aus dem Holzland vor Ort zu Protokoll. Und ihr Understatement beweist, dass sie es im ersten Moment tatsächlich kaum fassen konnte, welch ein Überraschungscoup ihr da gerade gelungen war.

Damit nicht genug. Denn: Zusammen mit Nina-Laura Kreutzer aus Bad Berneck, die mit 183,6 Ringen Einzel-Bronze holte, und Barbara Engleder setzte sich Gschwandtner auch in der Team-Wertung durch. Mit 1246,3 Ringen verwies das Trio vom Deutschen Schützenbund die Tschechische Republik (1244,1) und Italien (1242,8) auf die Plätze.

Und für Selina Gschwandtner kommt es noch besser. Schon mit dem Einzug ins EM-Finale haben sich ihr nämlich die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Brasilien als neue sportliche Perspektive aufgetan. Ganz offiziell gehört sie jetzt dem "Top Team Rio 2016" des DSB an – und darf im kommenden Frühjahr an der nationalen Qualifikation für die Spiele teilnehmen.

 

 

Bürgermeister Herbert Vilsmaier (von links) beglückwünschte Selina Gschwandtner zu ihren großen Erfolgen.
Die Gemeinderäte Anneliese Moser, Thomas Maier und Anton Maier verfolgen die Szenerie. − Foto: Buchberger

 

Reischach. Das wünscht sich wohl jede Kommune: eine Sportlerin oder einen Sportler für einen internationalen Titel ehren zu können. Für die Gemeinde Reischach ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Die Sportschützin Selina Gschwandtner hat bei ihren ersten Titelkämpfen im Seniorenbereich am 6. März im niederländischen Arnheim mit dem Luftgewehr sensationell zwei Europameistertitel gewonnen (der Anzeiger berichtete im Heimatsport).

Mit einem Sektempfang, der Überreichung der Ehrennadel und dem Eintrag in das Ehrenbuch hat die Gemeinde Reischach am Freitagabend die junge Sportlerin im Sitzungssaal des Rathauses geehrt. Etwa zwei Dutzend aktive Schützinnen und Schützen der Altschützen, Gschwandtners Heimatverein, eine Reihe von Gemeinderäten und auch die Familie hat sich dazu im Rathaus zur Gratulation eingefunden. Eine "unglaublich starke Leistung" gleich bei ihren ersten internationalen Titelkämpfen der Erwachsenen bescheinigte Bürgermeister Herbert Vilsmaier der 20-jährigen Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik an der FH München. "Darauf darfst du wirklich stolz sein", sagte er in der Laudatio. Dabei sind die beiden Titel nicht die ersten, die Selina Gschwandtner in ihrer noch jungen Sportler-Karriere eingefahren hat: Schon im Juniorenbereich hat die junge Frau im Luftgewehr-, aber auch im Kleinkaliberschießen eine imposante Erfolgsbilanz aufzuweisen. Bayerische und deutsche Meisterschaften schlagen hier genauso zu Buche wie mehrfache Europa- und Weltmeisterschaftsgoldmedaillen.

Diese sportlichen Juniorenerfolge hatte die Gemeinde bereits bei der letzten Bürgerversammlung gewürdigt. Vilsmaier wünschte der jungen Athletin weiterhin "diese große sportliche und vor allem persönliche Motivation", die dazu den "Namen der schönen Holzlandgemeinde Reischach" noch oft in die positiven Schlagzeilen bringt.Dass dies nicht aussichtlos ist, beweist die Tatsache, dass Gschwandtner mit dem Einzug ins EM-Finale jetzt dem "Top Team Rio 2016" des Deutschen Schützenbundes (DSB) angehört. Und die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Brasilien hat die Schützin im wahrsten Sinne des Wortes fest "im Visier".

"Dazu muss ich allerdings im kommenden Frühjahr noch die nationale Qualifikation schaffen", sagt sie. – mbu

  

Fotos:

folge mit dem Kleinkaliber eingefahren waren, musste die 19 Jahre alte Maschinenbaustudentin, die sich derzeit intensiv auf die Prüfungen des zweiten Semesters an der TU München vorbereitet, bei 35 Grad Hitze im Dreistellungskampf richtig arbeiten. Die Qualifikation begann mit nur 93 Ringen und Platz 20 keinesfalls optimal. Die folgenden 97 brachten sie auf den 12. Rang nach vorne, aber die spätere Meisterin Malin Westerhaim aus Norwegen hatte zwei Hunderter vorgelegt. Nach einer glatten 100er-Serie im liegenden Anschlag war Gschwandtner Vierte, ehe sie mit 96 wieder auf Position 11 zurückfiel. Mit 386 Zählern vor dem Stehendschießen musste die Starterin der HSG München noch um ihre Teilnahme am Finale der besten Acht bangen, doch dann trumpfte sie in ihrer aktuellen Paradedisziplin mit 98 und 96 auf. Am Ende bedeuteten gute 580 Ringe den 4. Platz.

Zusammen mit Jaquelin Orth (575) und Jolyn Beer (583) holte Selina Gschwandtner überraschend Team-Gold für Deutschland vor Norwegen und Russland (je 1723). Die 1738 Ringe bedeuteten Europarekord und wurden selbst später vom Damen-Sieger (1736) nicht übertroffen.

Knapp eine Stunde danach zählten allerdings die Quali-Ergebnisse nichts mehr, denn alle acht Teilnehmerinnen begannen wieder bei Null. 15 Schuss kniend, 15 liegend und am Ende der 15 Schuss stehend begann das Ausscheidungsrennen um die Medaillen. Zunächst 60 Schuss und dann noch bis zu 45 im Finale – das war ein echter Schießmarathon. Teamkollege Maximilian Wolf nannte das "einen Marathonlauf mit einem anschließenden 100-m-Zielsprint". Kniend 49,1, 49,8 und 50,7, liegend 50,9, 50,7 und 50,7 waren für Gschwandtner nicht schlecht, aber zur Spitze fehlten 7,7 Ringe und mit Platz 6 schien Edelmetall außer Reichweite. Doch wieder riss die mental starke Sportlerin aus dem Holzland erneut im Stehendanschlag alles raus. Während die Konkurrenz Ausreißer verzeichnete, schoss sie mit 50,3 und 50,4 konstant hohe Ergebnisse. Der Rückstand auf die Spitze schmolz und schließlich zielte sie sich mit einer 10,4 auf das Podest. Die anschließende 10,1 reichte nicht mehr, um ihre Teamkollegin Orth, die als Achte ganz knapp das Finale erreicht hatte, noch abzufangen. Dennoch zauberte Bronze Gschwandtner ein breites Lächeln ins Gesicht.

Freuen durfte sich die Bayerische Meisterin im Kleinkaliber-Dreistellungskampf, die bei der nationalen Ausscheidung in Hannover und München als Zweitplatzierte das Ticket nach Kroatien gelöst hatte, auch im Anschluss. Bei der EM mit dem Luftgewehr im Februar in Odense (Dänemark) hatte sie Rang 2 belegt. Nun wurde sie nachträglich als Siegerin geehrt, da Nadina Ungerank aus Österreich wegen Einnahme eines im Schießsports unerlaubten Medikaments nachträglich der Titel aberkannt worden war.

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